Love & Rockets: Der Tod von Speedy, Love & Rockets: Liebe und Versagen
Jaime Hernandez
Jaime Hernandez
Ein knallharter Einzelgänger
Mit dem Band „Der Tod von Speedy“ ging es 1991 los. Dirk Rehm stieg ins Verlegergeschäft ein, um diese Episode aus der Reihe Love & Rockets
auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Der (damalige) Jungverleger war begeistert von der energiegeladenen Geschichte von
Jaime Hernandez über das Leben einer Gruppe von Jugendlichen in den Suburbs von Los Angeles. Die Herausgabe dieses Buches war der Start für
den Verlag Reprodukt, der nun seit 25 Jahren mit seinem vielfältigen und anspruchsvollen Programm und mit seiner guten Mischung aus Übersetzungen
von Comics aus aller Welt sowie Eigenproduktionen (und inzwischen auch Kinderbüchern) begeistern kann. Alles Gute zum Geburtstag!
Doch zurück zu „Der Tod von Speedy“: Denn zum Jubiläum präsentiert der Verlag seine erste und schon seit langem vergriffene Publikation in einer neu gestalteten Ausgabe. Im Zentrum des Geschichtenuniversums von Jaime Hernandez steht die junge Maggie Chascarillo, die gerade die Trennung von ihrer Freundin Hopey verkraften muss. Und die Suche nach neuer Liebe (diesmal zum anderen Geschlecht) läuft auch nicht ohne Probleme. Um Maggie hat Hernandez einen ganzen Figurenkosmos erschaffen und er lässt die Welt seiner Figuren mal einfühlsam, mal mit schrägem Humor lebendig werden. Zwischen Punkrockpartys und Drama entsteht ein intensives Porträt einer Jugend in den 1980er-Jahren – ein Comic voller Leben (und Tod) in all seinen Facetten.
Jaime Hernandez ist seinen seit 1981 die „Love & Rockets“-Welt bevölkernden Figuren bis heute treu geblieben. Sie sind mit dem Autor gealtert und gereift – wie auch Reprodukt. Da ist es mehr als passend, wenn der Verlag gleich eine weitere Geschichte um Maggie präsentiert. Aus dem Punk-Girl ist in „Liebe und Versagen“ eine Frau in den 40-ern geworden. Doch noch immer hat sie längst nicht alles im Griff, gerade was ihr Liebesleben angeht. Außerdem wird sie ohne es zu merken von einem scheinbar fremden Mann beobachtet, der ihr näher steht, als sie ahnt. Es sind Geschehnisse, die teilweise bis zurück in Maggies Kindheit reichen und die nun in einem dramatischen Wendepunkt in Maggies Leben kulminieren ... Eine emotional fesselnde und großartige Geschichte. Auch wenn es schade ist, das Reprodukt wohl keine weiteren Love & Rockets-Bücher verlegen will, funktionieren diese beiden Bände auch alleine stehend bestens.
Doch zurück zu „Der Tod von Speedy“: Denn zum Jubiläum präsentiert der Verlag seine erste und schon seit langem vergriffene Publikation in einer neu gestalteten Ausgabe. Im Zentrum des Geschichtenuniversums von Jaime Hernandez steht die junge Maggie Chascarillo, die gerade die Trennung von ihrer Freundin Hopey verkraften muss. Und die Suche nach neuer Liebe (diesmal zum anderen Geschlecht) läuft auch nicht ohne Probleme. Um Maggie hat Hernandez einen ganzen Figurenkosmos erschaffen und er lässt die Welt seiner Figuren mal einfühlsam, mal mit schrägem Humor lebendig werden. Zwischen Punkrockpartys und Drama entsteht ein intensives Porträt einer Jugend in den 1980er-Jahren – ein Comic voller Leben (und Tod) in all seinen Facetten.
Jaime Hernandez ist seinen seit 1981 die „Love & Rockets“-Welt bevölkernden Figuren bis heute treu geblieben. Sie sind mit dem Autor gealtert und gereift – wie auch Reprodukt. Da ist es mehr als passend, wenn der Verlag gleich eine weitere Geschichte um Maggie präsentiert. Aus dem Punk-Girl ist in „Liebe und Versagen“ eine Frau in den 40-ern geworden. Doch noch immer hat sie längst nicht alles im Griff, gerade was ihr Liebesleben angeht. Außerdem wird sie ohne es zu merken von einem scheinbar fremden Mann beobachtet, der ihr näher steht, als sie ahnt. Es sind Geschehnisse, die teilweise bis zurück in Maggies Kindheit reichen und die nun in einem dramatischen Wendepunkt in Maggies Leben kulminieren ... Eine emotional fesselnde und großartige Geschichte. Auch wenn es schade ist, das Reprodukt wohl keine weiteren Love & Rockets-Bücher verlegen will, funktionieren diese beiden Bände auch alleine stehend bestens.
Jäger und Sammler
Cyril Pedrosa
Cyril Pedrosa
Blick auf den Alltag
In vier Kapiteln, benannt nach den Jahreszeiten, lässt uns Cyril Pedrosa in seinem voluminösen Band Jäger und Sammler zum Beobachter
des Lebens verschiedenster Personen – von jung bis alt, von arm bis reich – werden, deren Pfade sich im Laufe dieses einen Jahres kreuzen sollen.
Die zentralen Figuren sind ein geschiedener Kieferorthopäde und seine Tochter sowie ein alternder Kommunist, der gedrängt wird, sich im Kampf gegen
den Bau eines Flugplatzes zu engagieren. Verwoben sind die Episoden durch eine junge Fotografin, die mit ihren zufälligen Schnappschüssen all die
beteiligten Personen vor ihre Linse bekommt. Mit erzählerischer Leichtigkeit lässt Pedrosa im Verlauf des Buches immer weitere Facetten seiner
Figuren lebendig werden. Stilistisch bedient er sich dabei einer verspielten Vielfalt und wechselt nicht nur die Maltechniken seiner Bilder sondern
lässt in die Comicelemente auch Textpassagen einfließen. So entsteht ein wundervolles Kaleidoskop, dass mit seinem Blick auf das Alltägliche etwas
ganz Besonderes ist.
Die Favoritin
Matthias Lehmann
Matthias Lehmann
Das falsche Geschlecht
Auch wenn es keine schöne Kindheit ist, die die 10-jährige Constance erleben muss, scheint auf den ersten Blick alles normal. Das Mädchen wächst bei
den Großeltern auf und leidet (wie auch ihr Opa) unter der strengen und gewalttätigen Großmutter. Außer dem Anwesen ist der nach dem Krieg verarmten
Adelsfamilie nichts mehr geblieben und dort wächst – fast ohne Kontakt zur Außenwelt – auch Constance auf. Doch hinter den Kulissen
verbergen sich düstere Geheimnisse. Vor allem stellt sich die Frage, warum Constanze als Mädchen aufgezogen und gekleidet wird, obwohl sie/er doch
eigentlich ein Junge ist? Die Antwort auf diese Frage, ist deutlich erschreckender, als es Constance und auch die LeserInnen ahnen können. Der
Franzose Matthias Lehmann befasst sich in seinem Band Die Favoritin auch mit Geschlechterrollen und -identitäten. Vor allem aber
führt er uns er in seinen fein schraffierten Schwarzweiß-Bildern in die Untiefen eines düsteren Familiendramas.
Wir sehen uns dort oben
Pierre Lemaitre, Christian De Metter
Pierre Lemaitre, Christian De Metter
Direkt aus den Schützengräben...
... kommen Albert und Édouard als Überlebende zurück. Dass sie kurz vor Ende des I. Weltkriegs fast draufgegangen wären verdanken sie nicht den
Deutschen, sondern ihrem skrupellosen Vorgesetzten. Zumindest Édouard kann nichts mehr über dessen Verbrechen erzählen, denn ein Granatsplitter
hat ihm den Unterkiefer und damit auch seine Sprache genommen. In diesem mitleidserregendem Zustand will er seiner Familie nicht mehr unter die
Augen treten und bringt Albert dazu, Papiere zu fälschen, damit er als tot erklärt wird. Die beiden befreundeten Männer versuchen nun, sich im
Nachkriegsfrankreich durchzuschlagen – was auf legale Weise kaum möglich ist. Aber man kann ja Kriegsheldendenkmäler an interessierte
Gemeinden verkaufen... zumindest die Anzahlungen dafür kassieren. Daneben müssen sie sich weiterhin mit ihrem ehemaligen Offizier herumschlagen,
der die beiden Zeugen seiner Tat am liebsten tot sehen würde.
Pierre Lemaitre schrieb mit Wir sehen uns dort oben eine wunderbar unterhaltsame und schwarzhumorige Groteske, die zu einem preisgekrönten Überraschungserfolg in Frankreich wurde. 2014 erschien Lemaitres mitreißender Roman auch in Deutsch im Verlag Klett-Cotta. Der Autor selbst hat nun eine Comicadaption verfasst, gezeichnet von Christian De Metter. Die Umsetzung ist gelungen, gerade auch da sich Lemaitre auf die erzählende Kraft der Bilder De Metters verlässt.
Pierre Lemaitre schrieb mit Wir sehen uns dort oben eine wunderbar unterhaltsame und schwarzhumorige Groteske, die zu einem preisgekrönten Überraschungserfolg in Frankreich wurde. 2014 erschien Lemaitres mitreißender Roman auch in Deutsch im Verlag Klett-Cotta. Der Autor selbst hat nun eine Comicadaption verfasst, gezeichnet von Christian De Metter. Die Umsetzung ist gelungen, gerade auch da sich Lemaitre auf die erzählende Kraft der Bilder De Metters verlässt.