Gevatter – Die fünf Phasen

von: Schwarwel
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Der Tod steht ihm gut.

Intensiv wie kein anderer hat sich Comickünstler Schwarwel mit dem Tod beschäftigt, Sterben und Trauern berührend-bewegend inszeniert. Diese sind zentrale Erfahrungen in der Graphic Novel „Gevatter“. Darin öffnet Schwarwel seine Innenwelt und lässt die Leser am Ringen mit seinen Ängsten teilhaben. Die autobiografische Geschichte in kraftvollen Bildern erschien in fünf Heften. Nun liegt sie erstmals als vollständige Ausgabe vor.

In Rückblenden erzählt „Gevatter“ vom Heranwachsen des Jungen Tim im Leipzig der Siebziger und Achtziger. Schon in der Kindheit wird Tim mit dem Sterben in Form toter Haustiere konfrontiert. Später sind es Nachbarn, Familienmitglieder und Bekannte, die plötzlich nicht mehr sind. Die Eltern versuchen erfolglos, ihm das Phänomen zu erklären. Er selbst kann es auch nicht, das Unerklärliche bleibt. Die Unfassbarkeit des Todes begleitet Tim beim Besuch der POS, bei der Dachdeckerlehre und den regelmäßigen komatösen Abstürzen in der Punk-Metal-Szene. Immer wieder befallen Tim alptraumhafte Wachträume, wird er von Todesangst durch die schwarz-weißen Bildstrecken getrieben. Nur kommt der Schrecken hier nicht von außen, sondern es erscheint Stück für Stück ein innerer Panikraum. Bis Tim als erwachsener Protagonist in einer existentiellen Situation sichtbar wird, aus der nur noch der Psychotherapeut heraushelfen kann.

In poetischen und fein geschnittenen Bildern schildert Schwarwel dunkle ebenso wie erhellende Aspekte seines Erlebens mit dem Tod. Um sich dabei für einen gesünderen und normaleren Umgang mit dem Tod einzusetzen, der oftmals tabuisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird. Mehrfach hat der 1968 in Leipzig geborene Comickünstler auf seine Biografie zurückgegriffen. Die Trickfilme „1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“ und „Leipzig von oben“ sind davon geprägt. Wie diese kombiniert „Gevatter“ Facetten von Schwarwels Erinnerung mit Zeit- und Lokalkolorit. Da werden der Konformitätsdruck der DDR-Lebenswelt greifbar und der Fluchtpunkt Subkultur in all seiner Freiheit und Fatalität im Drogenumgang. Immer wieder ragt das Leipziger Völkerschlachtdenkmal in die Geschichte. In dessen Schatten wuchs Schwarwel auf, weshalb das monströse Monument ein Wegbegleiter durch sein Schaffen ist. Wie das Trauma des Todes – und der Gevatter jedes Menschenleben begleitet.

Sterben und Trauer, Depressionen und andere psychische Belastungen sind thematische Konstanten in Schwarwels Werk. Zusammen mit seiner Produzentin Sandra Strauß verschaffte er ihnen mit der Reihe „Nicht gesellschaftsfähig“ eine größere Öffentlichkeit. Beide arbeiten eng mit der FUNUS Stiftung zusammen, die die Themen Tod und Bestattung tiefer im Alltagsbewusstsein zu verankern sucht. Beide gehören der Redaktion von „drunter+drüber“ an, dem Magazin für Endlichkeitskultur. Die FUNUS Stiftung fungiert als Herausgeberin von „Gevatter“.

Einband
Softcover
Format
21 x 29,7 cm
Seitenzahl
172 Seiten, schwarzweiß und farbig
ISBN
978-3-948518-22-6
erschienen
18.06.2024