Daytripper
De:Tales
Fábio Moon, Gabriel Bá
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Viele Tode
Der Brasilianer Brás de Oliva Domingos ist der Sohn eines berühmten Schriftstellers. Er würde gerne selbst
ein erfolgreicher Autor werden, doch im erdrückenden Schatten seines Vaters brachte er es nur zum
Nachrufschreiber einer Zeitung ... bis er im Alter von 32 in einen Überfall gerät und erschossen wird.
Dies ist die erste Episode des Buches Daytripper, in dem noch viele weitere Blicke auf das Leben Brás
geworfen werden. Es sind verschiedenste Momente: das Spiel mit einem Drachen als Kind, eine Reise als
junger Mann, die erste Begegnung mit seiner späteren Frau, die Suche nach einem verschollenen Freund,
die Geburt seines Sohnes, der Erfolg seines ersten Romans ...
Die Autoren, Fábio Moon und Gabriel Bá, springen im Leben Brás vor und zurück und begrenzen
es dabei weder auf die 32 Jahre des ersten Kapitels noch lassen sie es überhaupt so weit kommen.
Denn dieses Unglück war nur eine der Möglichkeiten, wie Brás Leben enden könnte, jedes Kapitel des
Buches ist eine weitere. Ob bereits mit 11 Jahren oder erst mit 76 – das Leben ist endlich und
genau deshalb umso wertvoller. Mit „Daytripper” präsentiert das brasilianische Autorenpaar eine
unglaublich intensive Geschichte über die Schönheit und die Fragilität des Seins.
Die Verbindung von Fábio Moon und Gabriel Bá ist nicht nur künstlerischer Natur, denn die beiden, die
als die derzeit bekanntesten brasilianischen Comic-Künstler gelten, sind Zwillinge. Neben ihrer
Zusammenarbeit mit renommierten Comicautoren entstanden bereits vor „Daytripper” weitere
eigene Geschichten. Der Band De:TALES versammelt verschiedene kurze Erzählungen mit autobiografischen
Einflüssen aus der Zeit in São Paulo, wo Moon und Bá als Twens lebten. Ihre „Geschichten aus dem
urbanen Brasilien” erzählen von alltäglichen Dingen, von Begegnungen auf der Straße und in der
Kneipe oder von einem toten Freund. Dabei können die in harten Schwarzweiß-Kontrasten zu Papier
gebrachten Episoden durchaus auch ins Surreale gleiten.
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Die Ignoranten – Wenn Wein und Comic sich begegnen
Étienne Davodeau
Das Schweigen unserer Freunde
Mark Long, Jim Demonakos, Nate Powell
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Ein neues Egmont-Label
Ein wenig bösartig könnte man sagen, dass mit ein paar Jahren Verspätung nun auch Egmont die Graphic Novels
entdeckt hat, denn nun geht neben „Egmont Manga” und „Egmont Comic Collection” noch ein drittes
Label an den Start: „Egmont Graphic Novel”. Aber natürlich gab es im Programm schon vorher ein paar
Titel, die als Graphic Novel gelten können (der im letzten Monat vorgestellte Band „Ardalén” wurde
trotz „Comic Collection“-Logo verlagsintern sogar bereits dem neuen Label zugeordnet).
Richtig los ging es nun im September und hier überraschte der Verlag mit einem Titel, dessen Konzept erst ein
wenig seltsam erschien: Comiczeichner begleitet Winzer bei seiner Arbeit und zeichnet dies in einem
autobiografischen Comic nach. Doch was Étienne Davodeau mit Die Ignoranten – Wenn Wein und Comic
sich begegnen geschaffen hat, kann rundum überzeugen. Davodeau, ein Comiczeichner mit wenig Ahnung von Wein,
begleitet einen Freund, den Winzer Richard Leroy, der kaum einen Comic kennt und beide bringen sich gegenseitig
die eigene Passion näher. Davodeau arbeitet über ein Jahr mit auf den Weinbergen und im Keller des Freundes,
erlebt so hautnah die Entstehung des Weins und erfährt vieles über die nicht immer konventionellen Methoden und
Ansichten des Winzers. Leroy dagegen liest verschiedenste Comics und begleitet den Zeichner zu Messen oder in
den Verlag. Beide lernen so die Kunstform des anderen kennen und schätzen. Ein durch und durch sympathisches Buch
und ein wunderbarer Band für Comic- sowie für Weinliebhaber.
Einen Blick zurück auf seine Kindheit wirft Mark Long in Das Schweigen unserer Freunde, einer
weiteren Neuerscheinung innerhalb des „Graphic Novel”-Labels. Dieser Blick fällt in eine dramatische
Zeit, denn in den 1960er-Jahren war in den USA die Segregation zwischen Schwarz und Weiß offiziell zwar
abgeschafft, hatte im Alltag jedoch weiterhin Bestand. Marks Vater war als Reporter für einen lokalen
Fernsehsender in Houston/Texas tätig und berichtete über die Rassenkonflikte. Mark kann sich genau erinnern,
wie der ganze Häuserblock fassungslos gaffte, als sein Vater es wagte, die Familie eines Schwarzen, den er
bei seiner Tätigkeit kennengelernt hatte, zu sich nach Hause einzuladen. Auch Mark selbst hatte zuvor nie
mit schwarzen Kindern Kontakt. 1967 spitzt sich die Lage zu und ein Sitzstreik wird zu einer Straßenschlacht,
in deren Verlauf die Polizei das Studentenwohnheim der afroamerikanischen Uni mit einem Kugelhagel eindeckt.
Es folgt die Verhaftung von fast 500 Studenten und für fünf von ihnen eine ungerechtfertigte Mordanklage
aufgrund eines toten Polizisten. Marks Vater erlebt das Drama hautnah mit, an dessen Comic-Umsetzung nebe
Long noch Ko-Autor Jim Demonakos und Zeichner Nate Powell gearbeitet haben.
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Guerillas
Brahm Revel
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Schlachtvieh
John Francis Clayton ist ein junger US-Soldat, der mitten hinein in das Grauen des Vietnamkrieges geworfen wurde.
Ein Grauen, das ihn überfordert und ihm Angst macht. Aber genau deshalb überlebt er als Einziger einen Angriff
der Vietkong auf seine Einheit. Er wird Zeuge wie die Angreifer schließlich von eintreffender Verstärkung mit
akrobatisch anmutender Kampfkraft ausradiert werden. Zu seiner Überraschung tragen die neu eingetroffenen
Soldaten zwar amerikanische Militärausrüstung – nur Menschen sind sie nicht! Clayton befindet sich
plötzlich inmitten eines aus dem Ruder gelaufenen Forschungsprojekts, das Schimpansen zu Soldaten machte,
damit in Zukunft vielleicht nicht mehr Menschen, sondern Affen auf den Schlachtfeldern sterben. Doch die
Affen haben sich längst ihrer menschlichen Führung entledigt, den ängstlichen Clayton nehmen sie dagegen
mit und verarzten ihn sogar. Währenddessen macht sich eine Spezialeinheit auf die Suche nach den Tieren...
Brahm Revel erzählt mit Guerillas eine düstere Geschichte von den Grauen des Krieges und von den Auswüchsen
des menschlichen Forschergeistes. Mit dieser Serie, im Original beim US-Verlag Oni Press erschienen, setzt
der kleine All Verlag in seinem bisher nur aus frankobelgischen Titeln bestehenden Programm einen neuen Akzent.
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Kopf in den Wolken
Paco Roca
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Die Bürde des Alterns
Es wird irgendwann zu viel für die Familie von Emilio, denn bei dem alten Mann schreitet die Demenz voran. Es
bleibt nur noch die Unterbringung im Altenheim. Emilio selbst ist sich seiner Krankheit anfangs gar nicht bewusst.
Und als es ihm dann klar wird, versucht er alles, um seine Gedächtnislücken zu kaschieren, denn keinesfalls will
er in den ersten Stock zu den schweren Pflegefällen abgeschoben werden. Wie gut, dass sein neuer Zimmergenosse,
ein alter Gauner mit Herz, der anderen Heiminsassen auf allerhand Arten das Geld abluchst, Emilio dabei hilft.
Doch immer wieder glaubt sich Emilio in der Vergangenheit und an seinem Arbeitsplatz in einer Bankfiliale ...
Mit Kopf in den Wolken wirft Paco Roca einen tragisch-komischen Blick in ein Altenheim. So
bedrückend die Situation auch erscheint, so herzerwärmend sind dennoch die Freundschaft und der Lebenswille
der Protagonisten, denen Roca mit viel Einfühlungsvermögen in seinem auch als Animationsfilm umgesetzten
Buch ein Denkmal setzt.
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